TÜV-Profiler enttarnen gefälschte Oldtimer wie Kriminalisten




(TRD/MID)  Oldtimer sind manchmal Millionen wert. Doch gibt es feine, aber geldwerte Unterschiede: Eine rare Sonderedition kann den vielfachen Preis des Serien-Modells erreichen. Auf einer Veranstaltung demonstriert der TÜV Rheinland, wie er Fälschern auf die Schliche kommt. „Magneto-Resonanz-Verfahren“ heißt die Methode. Sie stammt aus der Kriminalistik und hilft bei der exakten Überprüfung von Seriennummern bei Schusswaffen.


Audi 100 Karmann Cabriolet (1969)
Bügellose Offenheit: Das Audi 100 Karmann Cabriolet von 1969.
© Audi/TRD Blog

Ganz so martialisch geht es in der Oldtimer-Szene freilich nicht zu. Doch auch sie ist etwas in Verruf geraten. Immer wieder tauchen gefälschte „Raritäten“ auf, hinter denen sich Fahrzeuge verbergen, die in großer Stückzahl hergestellt wurden, von kriminellen Kennern aber nachträglich das Aussehen der Autos mit Seltenheitswert verpasst bekamen.

Porsche928
Den 40. Geburtstag feierte der Porsche 928 im Vorjahr. Zu sehen ist ein viertüriges Einzelstück. © Porsche /TRD Blog
„Dort, wo Oldtimer hohe Preise erzielen, ist die kriminelle Energie nicht weit“, sagt Norbert Schroeder, Experte für historische Fahrzeuge beim TÜV Rheinland im Gespräch mit dem Motor-Informations-Dienst (mid). Doch die Szene sei besser als ihr Ruf. „95 Prozent ist von Ehrlichkeit geprägt.“ Doch gebe es manchmal auch Unwissenheit. Und es komme vor, dass der Verkäufer einer Fälschung zuvor selbst Opfer des Betruges wurde.
Das von der Polizei schon seit längerem angewandte Magneto-Resonanz-Verfahren nutzen TÜV Rheinland und Classic Remise in Düsseldorf und Berlin nun seit rund einem Jahr. „Wir haben gute Erfahrungen gesammelt“, sagt Schroeder. Acht vermeintliche Hochkaräter seien in den vergangenen zwölf Monaten aufgeflogen. Es komme auch vor, dass sich manche Verkäufer nicht wieder melden, wenn man ihnen gesagt hat, mit welchen Methoden das angebotene Auto geprüft werden soll.
Mercedes 300SLTÜV

Ein Mercedes 300 SL Baujahr 1955 © TÜV Rheinland/TRDmobil
Bei dem Verfahren wird eine dünne Metallplatte über die Fahrgestellnummer gelegt. Mit einer Magnetwalze fahren die Prüfer dann fest über diese Platte. Dabei gelangen feinste Informationen auf das Metall. Unter Verwendung einer speziellen Software können diese sichtbar gemacht werden. Und siehe da: Die Ziffer 5 war mal eine 4, die 0 eine 6, und eine sichtbare 6 befindet sich in einem Kreis. Die dünne Umrandung besagt, dass die ursprüngliche Ziffer 9 mit einem Laserschneider ganz fein ausgeschnitten und anschließend umgedreht wurde. „Es gibt nicht den Ansatz einer Chance, solche Manipulationen mit dem bloßen Auge zu erkennen“, betont Schroeder. Mit dem neuen Verfahren komme man jetzt deutlich weiter.

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Ein Opel Kapitän von 1961 bei der Untersuchung des Lenk-Gestänges. © TÜV Rheinland /TRD Blog
Gefälscht werden nicht nur Autos, die Millionen kosten. Lukrativ ist die Verwandlung auch schon bei Modellen wie dem BMW 2002, der als „tii“ 50.000 Euro kostet, ohne „tii“ aber nur 15.000 Euro. Ein originaler BMW 2002 tii ist auf dem Messestand von TÜV Rheinland und Classic Remise zu bewundern. An dem Fahrzeug demonstrieren Schroeder und sein Kollege Sebastian Hoffmann, Oldtimer-Experte der FSP, wie das Magneto-Resonanz-Verfahren beim Auto funktioniert.
Talbot TÜV
Schwarzer Talbot Typ 105, Baujahr 1933 beim Check. © TÜV Rheinland/TRDmobil
Zu den gerne gefälschten Sondermodellen gehören der Opel Kadett C Coupé in der Version GT/E oder diverse Ford-Modelle als „RS“. Die könnten zigtausend Euro mehr wert sein als die einfachen Serien-Brüder. Besonders hoch sei die Fälschungs-Quote bei Porsche, betont der Branchenkenner. „Bei der Porsche-Szene bekomme ich immer einen dicken Hals“, gibt Schroeder zu. Vom Porsche 2,7 RS, der damals höchsten Evolutionsstufe des 911er aus den 1970er Jahren, kursierten gefühlt doppelt so viele Exemplare als überhaupt gebaut worden seien. Kein Wunder: Mit einem gut erhaltenen Original werden Preise um die 700.000 Euro erzielt. Da lohnt sich eine kriminalistische Fahrzeug-Überprüfung bestimmt.


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